Eine im Unternehmen installierte Buchhaltungssoftware und HomeOffice ein Widerspruch?
Nein, ein erfolgreiches Kundenprojekt.
Im Jahre 2019 kam ein langjähriger Kunde auf mich zu und fragte mich: „Sag mal Sebastian, wie könnte ich meinen Mitarbeitern aus der Buchhaltung schnell und einfach Zugriff auf unsere Buchhaltungssoftware ermöglichen?“
Zugegeben, gab es noch ein paar weitere Eckdaten:
- Der Zugriff sollte ohne die Einrichtung eines VPNs möglich sein
- Manche Mitarbeiter der Buchhaltung hatten PCs im Büro; diese sollten aber nicht eingeschaltet bleiben, wenn im HomeOffice gearbeitet wird
- Andere Mitarbeiter hatten nur einen Laptop und keinen festen Desktop-PC
- Die Anwendung hat eine konventionelle Client-Server-Architektur und ist unter Microsoft Windows lauffähig
- Der Datenbankserver, welcher im Unternehmen stand, war in die Jahre gekommen und hätte in den nächsten Monaten erneuert werden müssen
Mit diesen Anforderungen zogen wir uns in unsere Büros zurück. In den darauffolgenden Tagen sortierten, kreierten, recherchierten und testeten wir verschiedene Ansätze. Parallel dazu rechneten und kalkulierten wir die möglichen Varianten, um am Ende das beste Produkt zum optimalen Preis zu finden.
Das Ergebnis: Azure Virtual Desktop von Microsoft
Mein Kunde gefiel unsere Lösung und der Preis auch. Er beauftragte.
So machten wir uns im Dezember 2019 an die Umsetzung. 2019 war die Einrichtung von Azure Virtual Desktop (damals hieß es noch Windows Virtual Desktop) noch eine wahre Herausforderung. Das Produkt war noch sehr jung und erst seit wenigen Monaten seitens Microsofts veröffentlicht. Die PowerShell war unser bester Freund, denn ohne die ging hier gar nichts.
Nach einigen aufregenden Tagen hatten wir alle Bestandteile zusammen und die Cloud-Struktur für Azure Virtual Desktop stand. Da 2019 in keiner deutschen Azure Rechenzentrums-Region die notwendigen Dienste buchbar waren, mussten wir auf die Region „West Europe“, welche in Amsterdam beheimatet ist, ausweichen. Die zugrundeliegende virtuelle Maschine, auf der künftig alle Mitarbeiter der Buchhaltung ihrer Arbeit nachgehen werden, dimensionierten wir absichtlich unter den Empfehlungen von Microsoft, um Kosten noch weiter zu optimieren. Die zweite virtuelle Maschine für den Datenbankserver der Finanzbuchhaltung statteten wir mit einer 4-Kern-vCPU aus, obwohl seitens des Softwareherstellers der Buchhaltungssoftware weitaus höhere Leistungsanforderungen aufgerufen wurden. Ich greife vor: Die 4-Kern-vCPU ist heute noch im Einsatz.
Der eigentliche Umzug der Software war dank guter Vorbereitungen und einem genauen und vorher durchgespielten Ablaufplan, an einem Wochenende erledigt. Nach diesem Wochenende hatte jeder Mitarbeiter auf seinem Endgerät einen speziellen Remotedesktop-Client für Azure Virtual Desktop und konnte ab diesem Tag seine gewohnte Buchhaltungssoftware von überall starten. Das Einzige was er dazu brauchte, war irgendein Endgerät und eine Internetverbindung.
Wir lieferten die Buchhaltungssoftware als sogenannte RemoteApp aus. Das hat den Vorteil, dass ein Benutzer sich nicht sichtbar erst auf einem weiteren, zusätzlichen Desktop anmelden muss, sondern die Anwendung mit einem Icon auf seiner Taskleiste startet und es sich für ihn so anfühlt, als wäre die Software lokal auf seinem persönlichen Endgerät installiert. Mehr Komfort für ein Benutzer geht nicht. 😉
Die Lösung läuft auch heute noch und wurde 2020 und 2021 um noch zwei weitere Software-Produkte erweitert, welche den Benutzern ebenfalls als RemoteApp zur Verfügung gestellt wurden. 2021 haben wir die gesamte Umgebung in eine deutsche Azure-Region umgezogen, damit die Latenz zwischen Benutzern und Azure Rechenzentrum maximal gering ist. Lokale, also beim Kunden stehende Server gibt es seit Ende 2021 gar keine mehr. Cloud-only ist das Konzept von heute.